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Meine Inspiration habe ich schon immer aus vielen Dingen geschöpft. Ich danke meiner Familie, meinen Freunden und meiner Frau, die mich zu dem gemacht haben, der ich heute bin.

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Ich bin behindert, und du?
Taschenbuch: 92 Seiten, Verlag: GOL (13. Juni 2018), Sprache: Deutsch, Größe und/oder Gewicht: 15 x 0,6 x 22 cm


Wenn du auf einer einsamen Insel bist, welche drei Gegenstände würdest du mitnehmen, was war der schönste Tag in deinem Leben oder wenn du jetzt ich wärest, was würdest du machen? Diese Art der Fragen taucht immer wieder auf, ob in Fernsehfilmen, -serien oder im Gequatsche unter Freunden. Bei der ersten Frage – muss dazu sagen, ich selbst wurde das noch nie gefragt, aber ich hatte auch selten ein Gequatsche, aber in Gedanken – habe ich stets mit: Klopapier, Feuerzeug und Tina geantwortet. Ich hasse nichts mehr, als wenn man es schon fast nicht mehr bis zum Häusl schafft, dann überglücklich, dass nichts in die Hose gelangt ist und dann die gähnende Leere meist links in sitzender Augenhöhe. Das Feuerzeug brauch ich für Tina, nicht um sie anzuzünden, denn da hätte ich sie ja nicht mitnehmen müssen, nein, sie liebt Kerzenlicht abends. Die berechtigte Frage, wo jetzt die Kerzen seien? Entweder man schwindelt und nimmt vier Sachen mit oder man lässt seiner Fantasie freien Lauf. Mit Tina komme ich zur zweiten Antwort, dem schönsten Tag in meinem Leben, und bei der dritten tue ich mich ein wenig schwer, denn wer will schon von einem Spastiker wissen, wie er denkt. Noch vor einiger Zeit habe ich den Kopf geschüttelt und mir konnte keiner einreden, dass es einen Tag im Leben gibt, von dem man sagt: Das ist der schönste in meinem Leben. Da wachsen ja oft Klischees wie derzeit Wettbüros in Wien. Hochzeitstage werden da zum Beispiel oft genannt, die Kehrtwende zum schlimmsten Tage liegt da sehr nahe, Genie und Wahnsinn, Freud und Leid eben. Aber seit diesem Tag könnte ich auch eine Antwort geben, und ich bin mir sogar sicher, dass es der schönste bleiben wird, da bin ich auf einmal weiter, als viele zu glauben denken. Es macht zwar ein wenig nachdenklich, denn man ist sich ja sicher, dass nichts Schöneres mehr im Leben eintreten wird, aber die Gedanken sind frei und meine Erinnerungen auch. Witziger weise, denn Zufälle gibt es ja angeblich keine, beginnt dieser schönste Tag in einem Krankenhaus, einer meiner Donnerstage, zwar jetzt nicht der, welchen ich nun gleich beschreibe, aber eben einer dieser Donnerstage, also eine dieser obligatorischen, wöchentlichen Untersuchungen. Es war zwei Wochen nach dem Zwischenfall, wo mich die Krankenschwester so blamierte. Die Woche drauf konnte ich fast nicht erwarten, denn ich dachte mir, das Lächeln ist der Weg zum Wort, aber dann die große Enttäuschung. Zuerst dachte ich: Ich Rindvieh lass mir so viel Zeit, dass ich ja nach ihr ankomme und dann komme ich so spät, dass sie schon wieder weg ist. Meine Blicke sausten beim Betreten des Saales wie verrückt im Kreise, nirgends war sie, die Gedanken schrien die Worte „Klosett“ und „vielleicht schon drinnen“, aber und abermals. Stundenlang nach meinem Termin verharrte ich noch vor dem Spital, denn drinnen in der Wärme, ja da wäre es um vieles angenehmer gewesen, aber diese Vorstellung wollte ich dem Personal und mir die Blamage nicht mehr geben. Ich dachte immer, das sei nur eine Redensart, wenn jemand das Blut in den Adern gefriere, damals glaubte ich, es könne tatsächlich so sein. Mein einziger Halm, an dem ich mich festklammerte, war die Möglichkeit einer Erkrankung und so versuchte ich eine Woche, sieben Tage oder 168 Stunden lang den Ge- danken zu verdrängen, dass ich sie nicht mehr sehe. Ängstlich, früher als je zuvor und doch mit einem kleinen Funken an Hoffnung schritt ich mit unsicheren Schritten dem Wartesaal entgegen und, ja genau, sie war wieder nicht da. Unsicher suchte ich mir einen Platz, einen, von dem ich den Gang sah, der zur Rolltreppe und in weiterer Folge im Erdgeschoss ins Freie führt. Von meinem Platz aus, vor allem in sitzender Position sieht man bei den die Rolltreppe heraufkommenden Personen zuerst das Haupt, erst Sekunden später die gesamte Gestalt. Jedes Mal, wenn ich von weitem ein blondes Haar erkennen konnte, stockte mir kurzzeitig der Atem, die Enttäuschung, die kurz darauf folgte, musste von meinem Sitznachbar zur Linken zu hören gewesen sein. Eine Diskussion zwischen einer Schwester und einer sorgenvollen Mutter artete aus, die Streitgespräche wurden immer lauter und verständlicher, sodass man einfach in den Bann gezogen wurde und zuhörte. „Entschuldige, ist da frei?“ Diese Worte kamen von so sanfter Stimme, als ob die Stimmbänder mit Kreide balsamiert worden seien. Irritiert schaute ich hoch und traute meinen Augen nicht: Ein Lächeln, jene Freudigkeit, die mich vor zwei Wochen in so große Hoffnung versetzt hatte, wurde mir, und in diesem Fall wirklich nur mir, geschenkt. Da geht man jegliche Konversation im Geiste zigmal durch, spielt Rollen vor dem Spiegel, so als würde man kurz vor der Premiere stehen und dann kommt nur ein einfaches, stotterndes „Was?“ heraus. Sekunden später ließ ich meinen Film nochmals ablaufen und war schockiert, dass ich ihr so antwortete, wollte es wiedergutmachen und mich vor ihr erheben, aber meine Füße ließen es im Augenblick nicht zu. Ich denke, das ganze Szenarium hat so 30 – 40 Sekunden gedauert und ehe ich mich verbal entschuldigen konnte, kam sie mir zuvor. „Ich würde mich gerne neben dich setzen, hier ist doch frei, oder?“ Er jetzt merkte ich ihre eigenartige Sprechweise, sie ließ einige Silben weg und sprach sehr undeutlich, ihr Mund bzw. ihr Gaumen und ihre Zunge hatten Probleme, die Silben deutlich auszusprechen, so als würde eine Lähmung dies alles hemmen. Auch jetzt erst erkannte ich, dass sie große Probleme hatte ruhig stehen zu bleiben, eine Krücke hatte sie als Unterstützung unter dem rechten Arm. Ihre Beine wurden sekundenweise durch Nerven- oder Muskelverspannungen gestraft, aber sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und ihr Lächeln war ernst gemeint, das konnte sogar ich sehen.

Das Glück, hier geboren zu sein
Taschenbuch: 190 Seiten, Verlag: united p.c. (29. Januar 2014), Sprache: Deutsch, Größe und/oder Gewicht: 12 x 1,1 x 19 cm

Die Sekunden fallen vom Himmel, die Zeit vergeht wie im Fluge. Draußen, auf der anderen Seite der Glasscheibe, bewegt sich die Welt, als wäre sie im Zeitraffer. Man kennt es von den Filmen, meist die Szenen, wo die Nacht beginnt, und die Autos, die Menschen, eigentlich alles was sich bewegt, erscheint in extremer Geschwindigkeit. Meist versucht der Produzent die stille Zeit tot zu schlagen, Der oder Die wartet auf den Morgen, der Zuseher kann es nicht erwarten und somit wird die Nacht in wenigen Sekunden herunter gespult. Ach, wäre das nicht wahnsinnig vorteilhaft für das reale Leben. All jene Momente, Gedanken und Erlebnisse, welche wir schnell vergessen möchten, lassen wir einfach im Zeitraffer dahingleiten und alles ist wieder gut; schön nicht? Da ja bekanntlich die Zeit alle Wunde heilt, wäre das doch die ideale Gelegenheit. Man spult sein Leben solange nach vor, bis man eben nicht mehr den Schmerz fühlt. Aber könnten wir dann noch empfinden, wüssten wir dann noch, was Liebe ist? Menschen die fast Schmerz unempfindlich sind, können bekanntlich auch sehr wenig Liebe zulassen, also vielleicht doch nicht des Rätsels Lösung? Nein, nein, so leicht soll es keinem gemacht werden, Schmerz und Trauer gehören einfach zu unserem Leben dazu, wie die Freude und die Liebe. Das einzig Ungerechte ist nur, dass es Menschen gibt, die sehr viel mehr Leid ertragen müssen. Da kann das gefühlte Glück und die Freude es nicht mehr aufwiegen, welches jedoch sehr wichtig für unser Wohlbefinden wäre. Weiss man oder besser gesagt, kann man sich als Mitteleuropäer überhaupt vorstellen, welches Leid Hungernde oder Menschen in Kriegsgebieten ertragen müssen? Man sieht die Nachrichten, denkt, oh wie schrecklich, beisst in sein gefülltes Semmerl oder schleckt genüsslich den Löffel, des eben Gegessenen. Aber was soll man tun? Spenden, Mitleid empfinden, nichts mehr Essen, weil die auch nichts haben. Vielleicht den Kindern das Spielen verbieten, denn jene in den Krisengebieten haben nicht einmal den Kopf einer Puppe, um damit zu spielen? Spielzeugpistolen, selbstgebastelter Pfeil und Bogen, weil Kriegsspielzeug, gleich gar nicht kaufen, das geht bitte gar nicht! Also was tun, verbieten oder einfach ignorieren? Die richtige Antwort weiß niemand, auch wenn es so manche behaupten. Miteinander Reden, den Kindern zum Beispiel erklären, dass es vielen Menschen sehr viel schlechter geht, als uns in Mitteleuropa. Probieren, den Kapitalismus hintan zustellen, unseren Nachkommen vermitteln, dass es nicht selbstverständlich ist, in den Apfel zu beißen, wenn man Lust danach hat. Das was man hat, auch schätzen zu lernen, und vielleicht manchmal darüber nachdenken. Reden, reden und nochmals reden, unseren Kindern versuchen zu erklären, dass eben nicht alles selbstverständlich erscheint, das soziale Denken weitergeben, so fern man eines hat. Aber eines können wir hier jedenfalls; Froh sein, hier geboren zu sein! Noch immer sitzt er vor seinem großen Fenster, den Ausblick direkt auf die Hauptstrasse gerichtet. Wären nur Teile meines Lebens auch so schnell vergangen, wie im Moment die Sekunden dahinfließen, als seien sie auf der Flucht, waren seine Gedanken, als er seinen Blick wieder seinem alten Laptop zuwendet. Sein Schreibtisch, welches vermutlich sein edelstes Einrichtungsstück ist, scheint perfekt ausgerichtet zu sein, das kleinste Tageslicht reicht für eine naturelle Beleuchtung. Die Gardinen meist weit aufgezogen, so dass der Aussicht in die weite Welt nichts im Wege steht. Die Ideen und genialen Momente sollen so ungehindert zu ihm vordringen können, welches er dann aufs Papier bringt. Natürlich nur im gedachten Sinne, denn welcher Spezies seiner Berufsgruppe, bringt noch Ideen zu Papier. Jeder sitzt, liegt oder steht vor seinem Personalcomputer oder Laptop und tippt in die meist schwarze Tasten, welche augenblicklich am Bildschirm dann auch so erscheinen. Vermutlich gibt es auch einige, welche in einen Rekorder sprechen und es dann selbst abtippen oder auch schreiben lassen. Eines hat sich sicherlich nicht geändert! Schreiben, reden, tippen oder wie oder was auch immer, kann man nur, wenn man die Ideen dazu hat. Ja, und genau die hat er im Moment nicht. Seine Blicke schweifen herum, meist beobachtet er Schatten am gegenüberliegenden Haus oder verfolgt Menschen, die sich am Alltagsleben unten auf der Strasse beteiligen. Er lässt sich ablenken, aber nur deswegen, weil ihm die Schreibblockade dazu zwingt. Seit fast sechs Monaten sitzt er nun schon an diesem Buch. Anfangs lief es gut, die Finger liefen wie geschmiert über die Tasten und er war stolz auf seine Idee, diese unglaubliche reale Geschichte nieder zu schreiben. Die ersten Kapitel waren so einfach und hell erleuchtend; oft dachte er, die Buchstaben schimmern in den ersten Kapiteln heller als in den Nachfolgenden. Es war ihm klar, dass das nur er so sehen konnte, aber vielleicht sieht es der Leser ähnlich. Ist es nicht das Ziel eines Autors, dass seine Leser merken, welche mentale Momente er durchlebt. Das Geschriebene muss so rüberkommen, dass die Gefühle spürbar werden, die Identifikation mit den Figuren im Buch muss möglich sein. Und in den ersten Kapiteln war es eben so, dass seine Buchstaben funkelten, als sässe er am Rande der Milchstrasse und höre REM. Jedes Mal fühlte er sich um Tonnen leichter, wenn er ein Kapitel abgeschlossen hatte. Stolz las er es sich zwei bis dreimal durch, nippte an seinem Leitungswasser, gespritzten Fruchtsaft, oder dem Tage neigend auch schon mal an einem schweren, trockenen Rotwein mit natürlichem Abgang, so wie er ihn liebt und war stolz auf Getanes. Später, in den darauffolgenden Kapitel berührten ihn manche Szenen so sehr, dass er hie und da während dem Schreiben Tränen in den Augen hatte. Oft erzürnten ihn Momente und er schlug mit der Faust auf den vorhin erwähnten Tisch, welcher aus schweren Eichenholz erbaut wurde. Der Tisch gab keinen Millimeter nach und die volle Wucht traf nur seine Faust, der Schmerz drang bis in die Knochen und trotzdem tat es ihm gut. Er beruhigte sich wieder, stand auf, spazierte in seiner kleinen Wohnung herum und schrieb weiter. Jedoch hat er seit Wochen Probleme, das Gedankengut aufs Papier zu Bringen, irgend etwas bremst ihn. Vielleicht ist es auch die Angst, es nicht so rüber zu bringen, dem Leser es nicht so vermitteln zu können, wie er empfindet. Eigentlich nicht ganz richtig, denn die Geschichte ist ja nicht seine, also sein Erlebtes. Er stellte sich in den Dienst der Freundschaft und verbürgte sich, es so wieder zu geben, wie es tatsächlich gewesen sein soll. Die Geschichte ist aber so untragbar, zu verletzend und zynisch, dass es wirklich schwer ist, sich so hineinzuversetzen um es für real zu halten. Lange hat er mit seinem Ego gekämpft, ob er sich das überhaupt antun kann, soll ich schreiben oder soll ich nicht, werde ich das verkraften können, mich seelisch damit abfinden können; das Ergebnis des Kampfes und der letzten sechs Monate steht Schwarz auf Weiss, gespeichert als Datei, nicht einmal 3 MB groß. Wien; Bergsteiggasse, Ecke Ottakringerstrasse ist sein zuhause, wenn man das so nennen kann, zumindest wohnt er dort. Übrigens, gibt es die Bergsteiggasse seit ca. 1864 (vorher: Obere und Untere Bergsteiggasse), sie war früher ein steiler Hauersteig durch Weingärten, wenn man heute deren Lage kennt, unvorstellbar. Aber wo kann man als Sohn eines Migranten sich zuhause fühlen. Er ist zwar in Wien geboren, ist hier zur Schule gegangen, hat seine Lehre absolviert und hat auch in Wien die vielen berühmten „Ersten Male“ nur hier erlebt, aber ein echter Wiener, oder gar ein Österreicher, nein, das ist er nicht. Seine Eltern stammen aus Kroatien, leben seit 1960 in Wien und sind vom echten Österreicher noch ein Stückchen mehr entfernt. Doch Tomislav, ihren Sohn, sind sie sehr nahe, zumindest was den Wohnort angeht, denn sie leben seit ihres Daseins in der Blumberggasse. Wer sich auskennt weiß, nur einige Gehminuten entfernt. Das Haus Nummer 12 war und ist in gutem Zustand, dank einer Verwaltung und einem Hausherrn, dem seine Mieter noch etwas wert sind, findet man in der Gegend so viele, wie vermutlich Kühlschränke am Nordpol. Die Wohnung selbst erreicht man, indem man mühelos oder mühselig, je nach körperlicher Ertüchtigung, drei Stockwerke empor steigt. Aufzug ist keiner vorhanden. So alte Häuser haben ihren eigenen Flair, da kann man Meinungen über die damalige Zeit haben, welch immer man will. Die Bauherrn waren, wie einige Künstler um diese Zeit, einzigartig. Nach dem Öffnen des riesigen, schweren Eingangstores kommt ein breiter Flur zum Vorschein, die Wände haben einen Gelbstich, die Decken lassen Fresken erahnen. Das Licht verhindert die genaue Betrachtung, denke aber, dass es unter Tage besser zum Vorschein kommen würde, denn die großen Fenster lassen Unmengen von Licht herein. Das Stiegengeländer weist eine perfekte Mischung von gedrehtem Guss und Holz auf, die Hände gleiten angenehm daran. In jedem Halbstock und Stockwerk sind Ablagehalterungen für den damaligen Kohlelieferanten noch erhalten. Hinaufgeklappt, damit sie keine Behinderung darstellen oder gar Kinder sich daran stossen, gefertigt sind sie ebenfalls aus Guss. Viele Menschen nehmen diese kleinen Erinnerungen an die gute alte Zeit nicht wahr, und jene die mit offenen Augen durch die Welt gehen, sind dann oft erstaunt, wenn sie erfahren, welchen Zweck diese Vorrichtungen hatten. Das Haus wurde um 1930 errichtet, welches einen riesigen Vorteil hat, jede Wohneinheit hat ein eigenes WC. Als seine Eltern nach Wien zogen, war dies eine Seltenheit, denn all jene Häuser, die in der Gründerzeit (auf jeden Fall vor 1873) erbaut wurden, sogenannte Zinskasernen, hatten die sanitären Bereiche, also Toilette und Bassena am Gang und mussten sich dies mit drei bis fünf Parteien teilen. Wenn da einer nur ein kleines Schweinderl war, na gut, den Rest kann man sich denken. In diesem Haus waren zwar zusätzlich in jedem Stockwerk Bassenas installiert, jedoch ist ein derzeitiges Trinken des guten Wiener Wassers nicht möglich, da die Leitungen wegen Frostschutz abgedreht sind. Im Elternhaus von Tomislav war es glücklicherweise nicht so kalt, dank einer Gas Kombi Therme. Die Wohnung hat 55 Quadratmeter, beinhaltend ein Wohnzimmer, ein kleines Kabinett, sowie einer Küche und einem Bad, natürlich nicht das eben beschriebene WC zu vergessen. Als ihr einziger Sohn noch bei Ihnen lebte, schliefen sie im Wohnzimmer, die ausziehbare Couch ermöglichte es, dass es unter Tags, doch aufgeräumt erschien. Heute können sie sich Besitzer eines Schlafzimmers nennen, auch wenn die Mietwohnung ja im eigentlichen Sinne nicht ihnen gehört. Die Wohnung ist jetzt nicht modern eingerichtet, keine Ledercouchen heben den Gesamtwert, von Großbildfernseher und Kachelöfen keine Spur, aber es erscheint gemütlich, auch auf den zweiten Blick. Die Küche, der unbestrittene Platz von Mama Vesna, hat einen Grundkorpus aus soliden Holz, die Vorderfronten werden je nach Bedarf ausgetauscht. Der Gasherd ist in täglicher Verwendung, der Geschirrspüler ist günstig wie noch nie, die braven Hände von Mama erledigen das. Eine kleine Sitzecke peppt das ganze als gemütliche, warme Stube auf. Auch ein Fenster hat die Küche zu bieten, stets offen oder gekippt, die Lage ist einen sogenannten Lichthof gerichtet, den außer Tauben niemand bewohnt. In der Küche befindet sich eine kleine Nische, die durch einen Perlenvorhang verdeckt ist. Heutzutage könnte man meinen, dahinter verbirgt sich das Vorratslager der Lebensmittel, wie es oft Sitte ist oder gebaut wird. Falsch gedacht, ein kleines Badezimmer erscheint, wenn man den bunten Vorhang zur Seite schiebt. Jeder Quadratzentimeter ist ausgenützt, welches notwendig erscheint, wenn man so an die sechs Quadratmeter zur Verfügung hat und Waschmaschine, kleine Badewanne und Waschtisch unterbringen möchte. Die beiden anderen Fenster befinden sich je im Wohnzimmer und Kabinett, würde man hinausschauen, könnte man das Geschehen auf der Blumberggasse beobachten. Da die Thaliastrasse in Sichtnähe ist, kann man bei geöffnetem Fenster die Straßenbahn hören, aber das stört niemand der Anwesenden. Auch Wohnzimmer und Kabinett zeigen keinen Luxus, aber komfortable, gemütliche Einrichtung. Die alten Parkettböden wurden geschliffen und eingelassen, das Fischgrätenmuster erinnert einfach an die niemals aussterbenden echten Holzböden. Immer wieder wurde im Laufe der Zeit ein Mobiliar, wenn ein wenig Geld übrig war, mit großem Stolz gegen ein Neueres ausgetauscht. Das Alte mit nach Kroatien genommen, wo es ärmeren Leuten geschenkt wurde. Damals, als sie einzogen, waren Bett, Kasten und Truhen das einzige Mobiliar, aber es ging ihnen stets so gut, dass sie für ihren Sohn und auch für sich selbst genügend zu Essen hatten. Blieb manchmal sogar ein wenig Geld über, um es nach „unten“ zu schicken, so taten sie es, ohne viel nachzudenken. Kein Gedanke, sich vielleicht um dieses Geld, etwas selbst zu leisten, ja so sind sie. Sie gehören noch zur Generation, welche sich in ihrer Pension, in ihrer Heimat zur Ruhe setzen möchten. Der letzte Satz sagt vieles, zumindest darüber, als was oder wen sich seine Eltern fühlen. Sie haben ein Zuhause, eine Heimat, die Glücklichen, oder? Jetzt könnte man sagen, du musst ja keinem auf die Nase binden, dass deine Eltern ... Bitte wie? Ich soll mich schämen, dass meine Eltern Ivica und Vesna heißen, das sie gebrochenes Deutsch sprechen, auch wenn sie schon ewige Zeit und ein bisschen länger hier leben und eben auch in gewissen Belangen und Meinungen von dem der echten Österreicher abweichen? Und das ein ganzes Leben lang, a bisserl viel verlangt, wie der Wiener sagen würde, oder? Das traurige ist aber, dass er manchmal wirklich überlegt, wem er seine Geschichte erzählt. Seht ihr mich dann mit anderen Augen, bin ich dann nur mehr Mensch zweiter Klasse? Ja, das fragte sich Tomislav Suker schon des Öfteren. „Wie heisst du denn?“, ist die einfache Frage seiner Kindergärtnerin. Eigentlich heißen sie ja Kindergartenpädagogin, und nicht Tantchen, Frau Hanna oder Du da! Vollkommen zurecht, denn was die leisten, ein Wahnsinn und dann noch bei dem Gehalt, kein Wunder das sie entfliehen, wie der Teufel dem Weihwasser. Der Staat und die einzelnen Gemeinden loben sich zwar ständig und klopfen sich gegenseitig stolz auf die Schulter, was sie nicht geleistet haben und wie sie den Arbeitsplatz der Kindergartenpädagogen und deren HelferInnen, auch bitte die nicht verschmähen, verbessert haben. Aber geändert hat sich fast gar nichts. Die Probleme mit den Kindern, die der deutschen Muttersprache nicht mächtig sind, ergeben enormen Zeitaufwand, dessen natürlich die anderen Kinder verlieren. Die Einführung des Pflichtjahres, alles schön und gut, in den Zeitungen ergibt das Schwarze auf dem Weißen ein herrliches Bild, aber die Realität sieht leider anders aus, die Kinderanzahl steigt, die gute Pädagogenanzahl sinkt. Einfachste Lösung wäre, den Lohn soweit zu erhöhen, dass der Beruf attraktiv wird. Dadurch würden es wieder mehr versuchen, vor allem jene die für den Beruf geeignet sind und die es gerne machen, bei dem Job wichtiger, als alles andere. Allerdings, wenn man dort mehr Geld benötigt, muss man es wo anders nehmen, und wer gibt schon was her von seinem Kuchen. Den Topverdienern ist es nur wichtig, dass ihre Kinder perfekt betreut werden, dass sie gleichzeitig ein gutes Pappi, also Essen haben, ihre Kinder Freude am intelligenten Spiel finden und dass sie auch ein wenig Gehorsam lernen, wie es dabei den Azubis ergeht, das interessiert die Wenigsten. Gut, eine andere Geschichte, bleiben wir bei der, von Tomislav: „Wie heisst du denn?“, ist die einfache Frage seiner Kindergartenpädagogin. „Tom, Tom heisse ich“. „Also Thomas?“ „Nein, nein Tom, nur Tom!“, die schnelle Antwort. Diese Wortspiele wiederholten sich natürlich, und oft wurde er dann gefragt, warum er eigentlich nicht mit der Wahrheit antwortet oder geantwortet hat. In den Jahren wo er noch Kindergarten und Volksschule besuchte, ist er noch rot angelaufen und hat meist nichts gesagt. In den späteren Jahren hat er jenen Menschen, von denen er glaubte, sie könne ihn verstehen, erklärt, dass es oft gescheiter wäre nichts zu sagen. Weil mich dann viele anders sehen, weil sie denken, sie müssen mit mir nach der Schreibe sprechen, sie müssen mit mir sehr langsam reden, damit ich auch alles verstehe. Sie vermuteten, dass ich diesen Vorgang, diese Experiment, diesen Spass oder sie einfach überhaupt nicht verstehe oder verstanden habe. Aber er hat auch in den Jahren gelernt, dass das eigentlich nur Seines gleiche verstehen, aber denen braucht er das ganze Übel eh nicht erklären, die mussten ebenfalls damit hadern. Also, das Einfachste ist, sofern es sich nicht um Behörden oder dergleichen handelt, und man keine innige Verbindung mit dem Menschen hat oder sucht, so zu antworten: “Ich heisse Tom, und du?“. Natürlich spricht er auch kroatisch, aber eigentlich nur in den vier Wänden seines Elternhauses, auch wenn es nur eine Wohnung in der Blumberggasse ist. Selbst mit anderen Jugoslawen, wenn der Begriff gestattet ist, unterhält er sich in Deutsch. Faktisch es ist schon einige Male vorkommen, vor allem in seiner Tätigkeit als Tischler, dass mal der Chef gerufen hat: “Tom, komm mal her und hilf mir, der versteht mi net!“. Natürlich egal, ob er Slowene, Montenegriner, Serbe oder Kroate ist, verstehen tust du sie alle, aber der Tiroler kann sich ja auch mit dem Burgenländer verständigen. Tomislav hat auch nie die Freundschaften mit „echten“ Österreichern vermieden, im Gegenteil, sein Bester ist ein Echter. Aber wie es eben so spielt das Leben, hat man als kleiner Junge sehr viel mit seines Gleichen zu tun. Aber Schluss jetzt mit den Wortspielen! Wer gibt schon einem das Recht Seines Gleichen zu sein, vielleicht der österreichisch, abstammende Pädophile mit dem slowenischen Vergewaltiger? Aber zurück zu dem kleinen Jungen; die Eltern von Tomislav hatten und haben hauptsächlich Freunde, klarerweise auch Verwandte, aus Exjugoslawien, wo sie viele Wochenende, Werksabende und auch Urlaube und Ausflüge verbrachten. Selbstverständlich wird dort nur ihre Muttersprache gesprochen, jedoch die Kinder untereinander sprechen total unterschiedlich, entweder Muttersprache, Deutsch oder aber auch ein Gemisch davon, stören tut es von den Kindern niemand. Irgendwie ergibt sich dadurch, dass man in seiner Zeit vor dem Kindergartenleben hauptsächlich auch Freunde mit Emigrantenstatus hat, gut, auch nicht schlimm. Bei Tomislav war es genau so, und so entwickelte sich seine Muttersprache, wie dies sich eben gehört, Deutsch blieb zwar nicht auf der Strecke, aber es wurde vernachlässigt. Beide Eltern arbeiteten zu dieser Zeit wie die Brotkäfer. Kennt die jemand, man die fressen und nagen alles was ihnen unter die Fühler kommt. Vater Ivica im Lager als Mann für alles Fälle, Mama Vesna wurde dem Image der damals nach Österreich einreisenden Migranten gerecht und bekam einen Job als Putzkraft, den sie heute noch ausübt. Dadurch musste Tomislav recht früh in den Kindergarten und wenn es seiner Kinderzeit nicht geschadet hat, dem Deutsch keinesfalls. Er hatte auch das Glück, das er solche bekommen hat, die ihren Beruf wirklich mit Überzeugung und Engagement ausführten, die Kindergartenpädagoginnen sind damit gemeint. Schicksal, Fügung, Zufall, Vorhersehung, nennen kann man es wie man möchte. Jedenfalls lernte Tomislav einen Jungen im Kindergarten kennen, deren Freundschaft bis heute hält. Sie kann und konnte bis dato nichts trennen, kein Keil konnte in ihre innige Freundschaft je hineingepresst werden. Nicht unterschiedlicher könnten die beiden Jungen sein, das Elternhaus, die Herkunft, die mitgegebene Charaktere, sowie ihr Umfeld und Freundeskreis. Aber vielleicht genau deswegen, weil eben die Eltern nie begeistert über die Freundschaft waren. Eventuell auch deshalb, weil die anderen Freunde stets den jeweils Anderen mit Missgunst beachtet haben und so sind sie die unzertrennlichen Haberer, die dicken Kumpels geworden. Andreas Schieber, blaue Augen, blondes, leicht lockiges Haar, Nachnameendung mit „er“, der Adolf hätte seine Freude gehabt. Weniger Begeisterung damit, dass ausgerechnet ein Tschusch sein bester Freund ist. In der Kindergartenzeit, beschränkte sich ihr Zusammensein nur auf den Vormittag, oder zumindest solange, bis einer der Beiden abgeholt wurde, denn der Andi wohnte doch einige Kilometer weit weg vom Kindergarten. Sein Vater erlaubt es so gut wie nie, dass Tomislav mal nachher zu Ihnen mit nachhause fahren durfte. „Du hast in deiner Strasse genügend Kinder zum Spielen und überhaupt ...“ So und ähnlich waren stets die Aussagen und somit das Ende der wöchentlichen Bettelei, endlich mal nachmittags gemeinsam zu spielen. Anders herum wäre es ja erlaubt gewesen, also dass Andi bei Tom spielen kann, aber auch das wurde nicht oder so gut wie nie von Vater Hubert erlaubt. Einzige Ausnahmen waren die Tage, wo Andi ́s Vater Seminartermine wahrnehmen musste, denn Andrea Schieber, die Mutter von Andi, war da um vieles nachsichtiger. In den gesamten drei Jahren ihrer Kindergartenzeit, konnte man an einer Hand abzählen, wie oft Tomislav die Ehre hatte, in der Braungasse 14 zu spielen. Und bitte, der Tomislav war nicht deswegen dort ungern gesehen, weil die Braungasse vielleicht nach der Eva Braun benannt wurde, weit verfehlt, sie wurde nach dem Gynäkologen Braun benannt. Das war schon der Vater, der dieses Vorurteil in seinem Kopfe trug und es unbedingt seinem Sohne vererben wollte. Ob es nun der geringe Einfluss der Mutter oder sein eigener starke Wille war, diese Freundschaft schon in der Kindheit durchzusetzen, man weiß es nicht so genau, aber man kann`s sich denken. Großindustrieller, sagte immer der Andi, wenn er nach dem Beruf seines Vaters gefragt wurde. Unnahbar, stets völlig korrekt in Kleidung und Benehmen, kalt wie ein Eiswürferl und a ́n Schmäh, wie der Totengräber am Hernalser Friedhof. Die grau melierten Haare zu einem perfekten Scheitel gekämmt, der protzige Ring am kleinen rechten Finger sprang so richtig ins Auge. Aber so müssen sie sein, die das viele Geld nachhause bringen, die die dicken Autos fahren und auf der Spendenliste stets an erster Stelle stehen, meist noch namentlich genannt werden, zumindest dachte das der Kindergartenjunge Tomislav. Es war schon was Tolles, so ein eigener Garten, ein kleines Pool und erst das Baumhaus in der geschätzten 100 jährigen Eiche. „Hast du das mit deinem Papi gebaut?“, war die damalige sofortige Frage, als Tom es begeisternd emporklomm. Andi nickte nur und schweifte sofort zum Themenwechsel, in dem er ihm ein kleines Messer zeigte, welches er in einer Nische im Baumhaus versteckt hatte. „Das darfst du niemanden sagen, dass ich ein Messer habe, versprich es mir!“. „Auch deine Eltern wissen nichts davon?“, war der prompte Kontra von Tom. Nur ein Kopfschütteln beendete kurzfristig die Konversation der Beiden. Später erfuhr Tom, dass er es im Garten fand, als Bauarbeiter in einer Pause Äpfel schälten und es liegen ließen; übrigens jene, die das Baumhaus bauten. Der Ausblick war sehenswert, die Nachbargärten konnte man ungehindert einsehen, das spartane Treiben auf der Strasse ungehindert beobachten und auch das eigene Haus der Familie Schieber konnte man begutachten. Ein einstöckiges Haus mit einer bebauten Fläche von etwa hundert Quadratmetern, die Fassade in hellblau, die Fenster im dazu passenden Weiss. Ein leicht kurviger Kieselweg führt durch den gepflegten Vorgarten, Blumen vieler Gattungen begleiten liebevoll. Bei der Gabelung muss man sich entscheiden, möchte man zum Haupteingang, dann links, oder in den Hintergarten, dann eben das andere Links. Hinter dem Haus gehören etwa noch zweihundert Quadratmeter zum Grundstück, ein kleines Pool, eine Sonnenterrasse und ein Pavillon seien noch erwähnenswert. Auch wenn die Mühe sichtbar war, eine spürbare Kälte umgab den Garten und das Innere des Hauses. Die gefühlte Stimmung war stets so, dass es einem die Nackenhaare, hätte man welche, hochstehen ließe. War es die Gemütlichkeit, oder die Wärme die fehlte, die so ein Haus ausstrahlen sollte, wenn einfach alles passt? War in dieser Zeit, wo meist nur ein Elternteil arbeiten ging, nicht die Frau, die Hausherrin für dies verantwortlich gewesen. Dem Vater, wenn er vom langen Tage nachhause kam, alles recht zu machen? Lag es nicht in ihrer Verantwortung, dass sie für ein zuhause zu sorgen hatte, wo sich die Familie wohlfühlt. Die Filme aus dieser Zeit belegten es: der männliche Part kam müde von der Arbeit, das Kind spielend am Boden, die Mutter mit Schürze in der Küche bemühend. Die Pantoffel standen bereits so, dass der arme Mann nur noch hineinschlüpfen musste, der Duft der frischgemachten Speise stand im Raume und der Tisch war gedeckt. Mit anderen Worten, die Frau hatte dafür zu sorgen, dass es den anderen Familienmitgliedern gut ging, sie selbst durfte die wenigsten Ansprüche stellen. Waren die Kinder frech oder ungehorsam, so lag es an der Mutter. Der Haushalt nicht perfekt, die Rosen im Garten verwelkten oder gar das Bierchen war nicht gekühlt, nur eine Person war dafür verantwortlich. Niemand in Mitteleuropa fand in den Siebzigern und Achtzigern an dieser Art des Lebens etwas schlechtes. Der Mann brachte das Geld nachhause, die Frau war für den Rest verantwortlich, heute unvorstellbar, oder? So oder so ähnlich war es auch bei Familie Schieber in der Braungasse. Und doch war es nicht so, irgend etwas lief falsch oder anders. Da es fast keine Besuche gab, blieb alles Geschehene innerhalb der vier Wände lange Zeit verborgen. Doch eindeutige Worte zu Andrea Schieber dürfen nicht fehlen. Ja, sie war Mutter und Hausfrau von Berufs wegen. Die Gartenpflege und die empfohlene Reinlichkeit im Haushalt schupfte sie nicht alleine, so ehrlich muss man sein, Dragoslav kam zwei mal die Woche. Andrea gab sich Mühe, dem Haus einen persönlichen Tatsch zu geben, welches aber misslang. Es erweckte den Eindruck, dass sie unter etwas litt. Durch nettes Auftreten, solide, unauffällige Markenkleidung und überrationaler Freundlichkeit versuchte sie zu kaschieren, was es zu verbergen galt, aber viele merkten, sie war nicht sie selbst. Böse ausgedrückt, verhielt sie sich so, als würde an ihren Händen, Beinen und dem Kopf, nicht sichtbare Fäden hängen, wodurch sie gesteuert wird, anders ausgedruckt, eine Marionette eben. Von wem? Drei mal darf man raten! Das Zimmer von Andi und erst die Spielsachen waren für Tomislav so, als würde er in Toy`s “r“ us wohnen, was der alles hatte. Aber irgendetwas war eben anders, Tom konnte es anfangs nicht begründen und was soll sich ein fünfjähriger Knirps auch darüber Gedanken machen, der Andi wird’s ihm schon erzählen, wenn es wichtig ist. Bei der elektrischen Eisenbahn sind solche nebulosen Dinge schnell vergessen, und der Vater ist ja eh nicht da. Und doch, auch wenn die Carrera Autobahn den jungen Suker, übrigens der Nachname von Tomislav, in den Bann zog, wenn die roten und blauen Flitzer um die Kurven schossen, das seltsame Gefühl blieb nie verborgen.

Mein Leben bei der Feuerwehr - Die Beweggründe
Taschenbuch: 112 Seiten, Verlag: GOL (08.12.2018), Sprache: Deutsch, Größe und/oder Gewicht: 15,4 x 1 x 22,3 cm

Jeder redet immer von der Feuerwehr, dabei heißt es eigentlich gar nicht so, da es den Beruf Feuerwehrmann in Österreich gar nicht gibt. Ich könnte jetzt damit anfangen darüber zu philosophieren, wie wichtig es wäre, dass es den Beruf Feuerwehr gibt, also das Berufsbild Feuerwehrmann zur Realität wird, welches schon jahrelang gefordert wird, aber es würde zu sehr ins politische hineingehen und das ist nicht meine Absicht. Ja, jetzt müsste ich noch erwähnen, wie wir uns wirklich nennen, auch hier gibt es verschiedene Aussagen von den einzelnen Kollegen, aber im Prinzip sind wir Beamte der Gemeinde Wien, und zwar der Magistratsabteilung 68, im weiteren Verlauf werde ich aber hauptsächlich den Begriff Feuerwehr verwenden, einerseits leichter verständlich, andererseits fühlen wir uns auch so. Ohne jetzt zu politisieren, vielleicht ein kurzer Gedankengang zu eben erwähnten Thema, welches natürlich meine eigene Meinung darstellt, wie im Übrigen, dies dem ganzen Verlauf des Buches so ist, also ich wurde weder von irgendwem beeinflusst oder dazu getrieben, gewisse Themen oder Ereignisse zu berichten. Weiters möchte ich gleich anführen, sollte sich jemand durch meine Geschichte bedrängt oder angesprochen fühlen, es war sicher nicht meine Absicht, und er möge mir verzeihen, im übrigen, Namen werde ich im ganzen Buch nicht erwähnen. So, nun aber noch ein Wort zum Berufsbild Feuerwehrmann; da wir eben nur Magistratsbeamte sind, werden wir auch als solche in den Gesetzen und Anweisungen des Magistrats behandelt, damit meine ich, dass der Beamte der Lohnverrechnung, der Beamte der Müllabfuhr und eben der Feuerwehrmann im Großen und Ganzen im gleichen Gesetzestext stehen, und das kann nicht immer funktionieren. Gut, wir haben ein paar Sonderregelungen, und in bestimmten Passagen unseren eigenen Gesetzestext, aber in vielen Bereichen, wie zum Beispiel Arbeitnehmerschutzgesetz, Nachtdienst, Wechseldienst oder Gefahrenzulagen unterscheiden wir uns eben gegenüber anderen Abteilungen und wir würden uns sicher leichter tun, würden wir eben ein eigenes Berufsbild haben, abgesehen davon wären wir mit den anderen Berufsfeuerwehren in Österreich vereint, und könnten so gemeinsam unsere Probleme und Anliegen vorbringen. Wieso bin ich eigentlich Feuerwehrmann geworden und welche Kriterien haben mich dazu erwogen, diesen Beruf auszuüben. Ich nehme mal, einer meiner Hauptgründe war jener, dass auch mein Vater dabei war, war deswegen, denn er befindet sich schon im wohlverdienten Ruhestand. Ich habe als Jugendlicher miterlebt, wie ein Dasein als Feuerwehrmann, zumindest aus familiärer Sicht, aussieht. Später, als ich selbst schon dabei war, wusste ich, dass es ganz anders aussieht, aber dazu später. Ich habe erlebt, dass mein Vater sehr viel Freizeit hat, dass er immer mit Begeisterung von seinem Beruf erzählt hat, und, welches sicher kein unerhebliches Thema ist, er, bzw. wir, konnten konnte sich einiges leisten. Das es bei der Gemeinde Wien auch ein sehr sicherer Beruf ist, hatte ich damals noch nicht durchschaut, welches ich heute, sollte ich die positiven Aspekte erwähnen, sehr hervorheben. Ich durfte ihn auch einige Male besuchen, meistens mit meinem Moped, ich glaube eine Sachs war es, wenn irgendetwas mal wieder nicht funktionierte. Ich schob oder fuhr mit dem Moped auf die Döblinger Wache, welche noch immer in der Würthgasse stationiert ist. Ging ganz stolz von hinten, so vergleichbar wie ein Lieferanteneingang, in die Küche, denn da konnte ich ihn meistens gleich auffinden, da er Einholer war, welches ich später genauer erläutern werde. War er nicht anwesend, egal ob er intern zu tun hatte oder ausgefahren war, ich wurde immer freundschaftlich aufgenommen, bekam zu trinken, wenn ich wollte auch zu essen und man plauderte mit mir, meistens über Fußball, da ich aktiv bei der Vienna spielte und dies fast allseits auf der Wache bekannt war. Dies war sicherlich ein Aspekt, der mich prägte und meine Entscheidung erleichterte, den Schritt zur Feuerwehr zu wagen, nicht weil ich so vorsorglich versorgt wurde, eben dieses Gesellschaftliche und diese Offenherzigkeit gefielen mir schon als Jugendlicher. Nach kurzer Labung und Späßchen gingen wir dann in den Innenhof, wo sich dann ein Kollege meines Vaters, mein Moped ansah. Heute denke ich, er dachte sich sicherlich oft, dass ich mir nicht einmal die einfachsten Dinge selbst machen konnte, ich hatte wirklich damals null Ahnung von dieser Materie, wie von vielen anderem. Diese Selbstständigkeit, dass lernt man in diesem Beruf ganz besonders, aber vielleicht irre ich mich einfach und er tat es gerne, oder zumindest aus Freundschaft zu meinem Vater, der allseits sehr beliebt war. Ein Mechaniker, ich nannte ihn zumindest immer so, er reparierte meistens mein Moped, war ein sehr ruhiger Typ. Ich selbst hatte eigentlich immer ein wenig Angst vor ihm, vielleicht weil er so bös schaute oder so wenig redete. Jedenfalls, als ich ihn dann später selbst als Kollege kennen lernte, musste ich meine Meinung über ihn ändern, obwohl ich später immer wieder dieses Erscheinungsbild über ihn von anderen hörte. Witzig dache ich mir, dass ein äußeres Bild so trügen kann. Das mit dem später kennen lernen ist überhaupt eine eigene Geschichte, denn ich kannte sehr viele Kollegen meines Vaters, einerseits durch die Besuche auf den Wachen und andererseits spielte ich manchmal bei Freundschaftsspielen oder so genannten Jux-Partien Fußball mit, und lernte so auch sehr viele kennen. Nur dieses äußere Bild trügt oft, wie eben schon erwähnt, und manche die ich als super nett und freundlich empfand, waren es als Kollegen plötzlich nicht mehr, und das ganze ist auch umgekehrt passiert. Nun ich denke, dass sich das aber viele über mich genauso dachten oder noch immer denken, eben ganz normal, wie sagt man so schön, Schnaps ist Schnaps und Dienst ist Dienst. Ein Problem ist nur, dass man als Sohn immer mit seinem Vater verglichen wird, und diesem Sinnbild zu entkommen, dass ist ein schweres Unterfangen, doch ich glaube zu behaupten, ich habe es geschafft, denke sogar, dass ich es schon nach einigen Dienstjahren geschafft habe. Nun, welche Kriterien haben mich noch dazu erwogen, diesem Beruf beizutreten; viele hatten schon vorher Eindrücke mit der Feuerwehr, sei es einerseits mit der freiwilligen Feuerwehr, wenn sie am Land leben, oder auch mit der Jugendfeuerwehr; ich hatte keines von all dem, hatte sozusagen vom tatsächlichen Feuerwehrdienst null Ahnung, außer eben die bereits erwähnten Punkte. Natürlich wusste ich auch über den Ablauf des Wechseldienstes Bescheid, wann der Dienst beginnt, wann mein Vater nachhause kam, dass ich Wochenenddienst zu verrichten hatte, aber über die Aufgaben der Feuerwehr, davon hatte ich keinen Schimmer. Also muss ich ehrlich zugeben, die bereits erwähnten Aspekte waren die einzigen, die mich erwogen der Feuerwehr beizutreten, ich denke mir aber, dass mein Vater ein sehr großen Einfluss auf mich genommen hat, wofür ich mich eigentlich bei ihm noch nie bedankt habe, denn ich bin mittlerweile ein begeisterter Feuerwehrmann und kann mir keinen anderen Beruf mehr vorstellen, ich erlaube mir zu behaupten, nun ist es schon mehr eine Berufung, als ein Beruf! Ich glaube, mich erinnern zu können, dass meine Mutter anfänglich dagegen war, sei es wegen der Gefährlichkeit, oder wollte sie, dass ich einen „richtigen Beruf“ erlerne, ich weiß es nicht mehr, irgendwie konnte sich jedenfalls mein Vater durchsetzen und ich gab meine Bewerbung, inklusive Lebenslauf, am Hof, dem Sitz, wir sagen die Zentrale der Feuerwehr, ab.

Diesmal fühlte ich mich um einiges wohler, als beim ersten Dienst in Hernals, es war alles so vertraut, die Kollegen empfingen mich freundlich. Anfangs war nur die Alarmfrequenz eine Umstellung für mich, vor allem in der Nacht war ich es nicht mehr gewöhnt aufzustehen. Da ich diesmal keinen Küchendienst, oder andere administrative Arbeiten erledigte, fuhr ich auch sehr oft 3. BLF, und da hat man in der Nacht fast immer zumindest eine Ausfahrt. Es dauerte keine fünf Wochen, seit die Ablöse vorbei war und ein Einsatz ereignete sich, woran ich mich heutzutage in manchen Lebenssituationen noch erinnere. Ich glaube nicht, dass man es als traumatisches Einsatzerlebnis bezeichnen kann, denn die Erinnerungen lösen keine Beängstigung aus, es passiert auch meistens unter Tage. Worauf ich noch nicht gekommen bin, ist, wann dieser Auslöser in meinem Unterbewusstsein aktiviert wird, ich kann es keiner bestimmten Lebenssituation zuordnen. Manchmal sitze ich im Auto und plötzlich erinnere ich mich an diesen Einsatz, andermal aber spreche ich mit Personen und plötzlich, auch wenn es nur für Bruchteile von Sekunden auftaucht, kommen mir Szenen des Einsatzes in den Sinn. So schnell sie kommen, so schnell verschwinden sie auch wieder, diese Erinnerungen, eigenartig, irgendetwas Bedeutendes muss damals schon ins Unterbewusstsein aufgenommen worden sein. Es war ein kühler Herbsttag, Anfang November, ein Wochentag, die Uhrzeit zeigte beim Alarm 21 Uhr 30. Laut Ausrückeordnung fährt zu dieser Einsatzart, nämlich verdächtiger Feuerschein, ein Gruppenfahrzeug und zwar das 1.BLF. Ich fuhr an diesem Tage die Nummer 2, das bedeutet bei einem Brand würde ich den Atemschutz tragen, bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir erst eine Ausfahrt, ein TUS Brandmelder. Diese Art des Einsatzes möchte ich als nächsten Punkt beschreiben, aber kommen wir zurück zu dem verdächtigen Feuerschein. Ein Einsatz welcher für den Gruppenkommandanten einen unangenehmen Beigeschmack herbeiführen kann, denn im Prinzip kann diese Alarmierungsart jegliche Gefahr bis hin zur Mystifikation oder auch Irrtum beinhalten. Wiederum solch eine Situation, wo man sich auf der Hinfahrt keinerlei Konzept zurechtlegen kann, erst bei der Ankunft kann man sich ein Bild machen und dann die bestmöglichen Entscheidungen treffen. Wir kamen in einer Gasse des 16. Bezirkes, den Namen der Gasse möchte ich wieder aufgrund der Schweigepflicht nicht nennen, um 21 Uhr 40 an. Vor dem Aussteigen ordnete unser Kommandant uns an, beim Fahrzeug zu verbleiben, er wird die Erkundung mit der Nummer eins durchführen, er erwähnte auch noch, dass wir auf Funkkanal acht gehen sollen, damit er uns jederzeit rufen kann. Beim Eintreffen an der Adresse erwartete uns bereits der Anzeiger beim Haustor, ein junger Mann, welcher im Jogginganzug nervös am Stand hin und her tappte und eine Zigarette in langen Zügen rauchte. Ich beobachtete meinen Kommandanten, wie er ihn begrüßte und der junge Mann in gestikulierenden Bewegungen seine Beobachtungen schilderte. Immer wieder schauten sie während der Erzählungen in das gegenüberliegende Haus, welches auf keinen Fall ein Wohnhaus sein dürfte, denn die Fenster waren eng aneinander gereiht und sehr hoch und schmal, es deutete auf eine Firma. Unser Kommandant, ein sehr erfahrener, ruhiger Mensch, dürften diese Erklärungen zu wenig gewesen sein, denn nun begaben sie sich alle drei in die Wohnung des Anzeigers, die Wohnung lag genau gegenüber des vorhin erwähnten Gebäudes. Nach etwa zehn Minuten kamen unsere beiden Kollegen ohne den jungen Mann wieder aus dem Haus. Ich erfuhr im Nachhinein, dass sie im dritten Stock der Nähfabrik, welches der Anzeiger wusste, Fenster beobachten konnten, welche sehr milchig von außen aussahen. Da die anderen Fenster der gesamten Fabrik aber glasklar waren, und nach Aussage des Anzeigers die besagten Fenster normal auch nicht milchig waren, wurden unsere Kollegen stutzig und mussten der Sache genauer auf den Grund gehen. Der junge Mann, welcher in der Wohnung alleine wohnen dürfte, meinte auch noch, dass er einen kurzen Feuerschein wahrnehmen konnte, als er sich vergewissern wollte, konnte er nur mehr dieses milchige, nebelige in den Fenstern erkennen. Die Gasse war doch etwas breiter, es war bereits dunkel, die Straßenbeleuchtung nicht ausreichend, kurz um, unsere beiden erfahrenen Feuerwehrmänner konnten aus der Vis a Vis Wohnung nichts genaues feststellen. Wir stiegen alle aus dem Fahrzeug aus und begaben uns mit Einbruchswerkzeug zum Haupteingang Unser Kommandant überlegte nicht lange, er sah die robuste, vermutlich aus Stahl bezogene Türe, probierte noch mittels Sperrhaken, ob sie eventuell nicht versperrt ist, da dies nicht der Fall war, forderte er über Funk eine Drehleiter an. Wir hatten bis zu deren Eintreffen die Zeit uns vollständig auszurüsten, und die Einsatzsituation zu besprechen. Gegen 22 Uhr traf unsere Drehleiter aus Hernals an der Einsatzstelle ein, nach kurzen Anweisungen unseres Kommandanten, wurde die Leiter in Stellung gebracht. Die Nummer eins und ich rüsteten uns mit Atemschutz aus und begaben uns in den Drehleiterkorb. Währenddessen wurde eine Löschleitung vom Gruppenfahrzeug über die Drehleiter gelegt, das Strahlrohr wurde angeschlossen und die Leitung befüllt. Der Maschinist der Drehleiter hievte uns in den dritten Stock, wo das vorhin bemerkte, milchige Fenster zu sehen war. Als wir oben angelangt waren, leuchteten wir mittels Handscheinwerfer in die Räume hinein, und tatsächlich war es im besagten Bereich des dritten Stockwerkes verraucht. Vermutlich aufgrund der Lärmentwicklung der Drehleiter wurden nach der Reihe im gegenüberliegenden Haus die Lichter der einzelnen Wohnungen angemacht und neugierige Köpfe beobachteten unser Vorhaben. Meine Nummer eins meldete per Funk sein eben Beobachtetes, und erhielt von unserem Kommandanten die Anweisung, dass wir die Scheibe des Fensters einschlagen sollen und uns in den Raum mittels Löschleitung begeben sollen. Eigentlich hätte der Kommandant ab jetzt selbst mit uns unter Atemschutz einsteigen müssen, damals machte ich mir über solche Vorgänge nicht allzu viel Gedanken. Aus heutiger Sicht, wo ich selbst Kommandant bin, würde ich sagen, ich hätte es nicht so gemacht, aber ich denke, die Überlegung des Meisters war, dass erstens die Nummer eins ein bereits sehr erfahrener Kollege ist, und zweitens eventuell einen zweiten Angriff vom Haupttor aus zu beginnen. Es ist Auslegungssache, und im Prinzip die Entscheidung des Einsatzleiters, aber die Verantwortung muss er halt dann auf sich alleine nehmen. Ich denke, dass im nach einiger Zeit, als wir bereits schon etwa 10 – 15 Minuten in der Fabrik unter Atemschutz waren, klar geworden ist, dass er nicht die richtige Entscheidung getroffen hat und Verstärkung angefordert hat.

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